Figurenweiher ausgezeichnet

30.06.2016


Teichgenossenschaft zeichnete Figurenweiher mit dem Prädikat „Kulturgut Teich“ aus




Seit dem Jahr 1403 ist er nachweislich ein fester Bestandteil, der das Landschaftsbild vor den Toren Bambergs prägt: der Figurenweiher von Schloss Seehof. Seinen Namen hat er vom Gott des Weines Bacchus und von dem Sänger Orpheus, beides Figuren der griechischen Mythologie, die seit ihrer Restaurierung im Jahr 2013 als steinerne Figureninseln wieder mitten in dem Teich stehen. Nun ist der überregional bedeutsame Figurenweiher von der Teichgenossenschaft Oberfranken auch offiziell als Kulturgut anerkannt worden. Sichtbares Zeichen ist eine großformatige Tafel am Fußweg zwischen Weiher und Schlosspark. Außerdem erhielt der Bewirtschafter und Eigentümer Christoph Oberle aus den Händen des oberfränkischen Bezirkstagspräsidenten Günther Denzler und des Teichgenossenschaftsvorsitzenden Peter Thoma die Urkunde „Kulturgut Teich“.
Die Teichanlagen rund um Schloss Seehof waren ganz gezielt für die Fischzucht entstanden, denn Fisch galt schon im frühen Mittelalter als Fastenspeise. Die erste Erwähnung der Teichwirtschaft im Bamberger Land geht bis in das Jahr 1122 zurück, die Weiher vor dem späteren Schloss Seehof wurden 1403 erstmals im Zusammenhang mit der Anstellung eines Seewarts erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden das Jagd- und Lustschloss Seehof als Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe errichtet und die Teichanlagen in den weitläufigen Park integriert. 1771 entstand die berühmte Kaskade, das Herzstück des Parks und noch immer ein beliebtes Fotomotiv. Kurz zuvor wurde der Park mit Figuren ausgeschmückt, zu denen auch Bacchus und Orpheus im Figurenweiher gehörten.
Bewirtschafter und Eigentümer Christoph Oberle erinnerte bei der Feierstunde am Ufer an seinen Vater, der die Teiche 1973 gekauft und mit großem Aufwand hergerichtet hatte. 70 Prozent der Fläche sei damals mit Schilf zugewachsen gewesen. Bis Ende der 1970er Jahre sei es eine Vorzeigeanlage gewesen, bis ein Abwasserproblem auftauchte, von dem sich die Anlage noch immer nicht ganz erholt habe. „Trotzdem sind wir froh, dass wir diese Teiche haben“, sagte Oberle, der heute Karpfen, Schleien, Hechte, Zander und Welse im Figurenweiher und den umliegenden Teichen züchtet.
Bei der Übergabe der Auszeichnung brach Bezirkstagspräsident Denzler auch eine Lanze für den Bau neuer Teichanlagen, die manchmal nicht ganz unumstritten sind. Neue Teichanlagen stellten zweifellos einen Eingriff in die Natur dar, sagte Denzler. Man dürfe dabei aber nicht vergessen, dass die Vorteile bei weitem überwiegen. So seien Teiche Rückhaltebecken bei den immer öfter auftretenden Starkregenfällen, Teiche sorgten in ihrem Umgriff für eine hohe Artenvielfalt und sie seien schließlich die beste Produktionsstätte für ökologische Lebensmittel.
Die Auszeichnung Kulturgut Teich wird nach den Worten des Vorsitzenden Peter Thoma seit 18 Jahren vergeben. Neben einer lückenlosen Historie des Teichobjekts seien die landschaftsprägende Bedeutung, die besondere ökologische Gewichtung und die noch immer aktuelle Bewirtschaftung wichtige Kriterien für die Auszeichnung. Die Auswahl des jeweiligen Preisträgers nimmt eine Jury vor, zu der Vertreter der Teichgenossenschaft, des Bezirks Oberfranken und der Fachberatung für Fischerei gehören.



Mit dem Prädikat „Kulturgut Teich“ wurde der überregional bedeutsame Figurenweiher vor Schloss Seehof im Landkreis Bamberg ausgezeichnet. Teichgenossenschaftsvorsitzender Peter Thoma und der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler überreichten dem Bewirtschafter und Eigentümer Christoph Oberle (von links) die dazugehörige Urkunde.


Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs