Teichgenossenschaft eröffnet oberfränkische Karpfensaison

05.09.2011


Blau, gebacken, paniert und geräuchert, als Filet oder als Sülze: In den kommenden Monaten mit dem Buchstaben „R“ im Namen werden zahlreiche Gaststätten in Oberfranken wieder den Karpfen als typisch fränkisches Produkt auf ihren Speisekarten anbieten. Eröffnet wurde die Karpfensaison am Wochenende von der Teichgenossenschaft Oberfranken traditionell mit dem Abfischen eines Karpfenteichs, diesmal in Lautertal im Coburger Land. Dort feierte der Betrieb Forellen- und Fischzucht Lautertal von Werner Humann sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Hoffest.
Die ersten Karpfen der Saison fischte der parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk aus dem Teich auf der großflächigen Anlage im Lautertal, wo die Karpfenproduktion bereits auf eine fast zwei Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken kann. Vor genau 50 Jahren wurden die Fischteiche an der jetzigen Stelle errichtet, seit 1979 betreibt die Familie Humann die Anlage und hat sie seitdem mehrfach vergrößert und umfassend modernisiert. Vermarktet werden die Fische über den Groß- und Einzelhandel, über die Gastronomie, aber auch in eigenen Imbiss- und Verkaufswägen. Die weit über die Region hinaus bekannte Fisch- und Forellenzucht Humann ist in ganz Oberfranken der einzige Fischschlachtbetrieb, der seit 2009 eine EU-Zulassung besitzt.
Karpfen sind eines der gesündesten Lebensmittel überhaupt, sagte Staatssekretär Koschyk, der als Vorgänger des jetzigen Vorsitzenden Dr. Peter Thoma bis 2007 selbst an der Spitze der Teichgenossenschaft Oberfranken stand. Dieser Zusammenschluss umfasst rund 1000 Teichwirte aus allen Teilen des Regierungsbezirks, in der Regel die Teichwirtschaft im Nebenerwerb. Die Erzeugung von Karpfen in Oberfranken erfolge artgerecht und naturverträglich und könne jederzeit komplett nachvollzogen werden, so Koschyk.
Fischzuchtbetriebe, die über moderne Vermarktungseinrichtungen verfügen und den Karpfen frisch geschlachtet anbieten, gebe es in jedem oberfränkischen Landkreis. Damit seien nicht nur absolute Frische und beste Qualität, sondern auch kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher garantiert. Die Karpfenteiche in der Region seien aber noch viel mehr als reine Produktionsstätten. Sie würden zur Grundwasserneubildung beitragen, minderten den Hochwasserabfluss, wirkten der zunehmenden Landversiegelung entgegen und speicherten das Wasser in der Fläche.
Deshalb sei der Karpfen in Oberfranken auch ein kulinarisches Kulturgut, sagte Bezirksrat Wolfgang Hoderlein in Vertretung von Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Seinen Worten zufolge werden im Regierungsbezirk jährlich rund 700 Tonnen Karpfen aus 2500 Teichen aufgezogen und verspeist. Neben ihrer Funktion als Wasserspeicher seien diese Teiche auch ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. „Die Teichwirtschaft ist damit ökologisch und extrem oberfränkisch“, so Hoderlein.
Nach Aussage von Fachleuten können die Verbraucher heuer trotz der Witterungsschwankungen mit besonders guten Qualitäten beim Karpfen rechnen. Vor allem die kühlen Temperaturen im Juli und Anfang August hätten für ein langsames Wachstum der Fische gesorgt, das Fleisch sei deshalb fest und schmackhaft. Bayern gilt als Deutschlands größtes Karpfen-Erzeugerland: Hier wird auf einer Gesamtteichfläche von rund 20000 Hektar mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Karpfenmenge produziert. Schwerpunkte sind Ober- und Mittelfranken sowie die Oberpfalz mit jeweils einem Drittel der bayerischen Erntemenge.



Der Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma aus Thiersheim, der Coburger Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach und Staatssekretär Hartmut Koschyk (von links) fischten zur Eröffnung der Karpfensaison 2011/2012 die ersten Fische aus den Teichen von Werner Humann im Lautertal bei Coburg.


Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs