„Markgrafenteiche“ in Selb als Kulturgut Teich ausgezeichnet

29.06.2012


Mit dem Prädikat „Kulturgut“ sind am Freitag die „Markgrafenteiche“ in Selb ausgezeichnet worden. Die Anlage könne auf eine über 500 Jahre alte Geschichte zurückblicken, begründete Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken, die Auszeichnung.
Eine Besonderheit und gleichzeitig die Voraussetzung für die Verleihung des Prädikats sei es dabei, dass die „Markgrafenteiche“ noch immer bewirtschaftet werden.Zum Bestand gehören Karpfen, Rotfedern, Moderlieschen, Zander und Hechte. Mit der Auszeichnung einher geht nicht nur die Übergabe einer Urkunde an den Fischereiverein Selb, sondern auch die Aufstellung einer umfangreichen Informationstafel direkt am Ufer der Teichanlage. Sie soll Spaziergänger und Wanderer künftig über die wechselvolle Geschichte der Gewässer aufklären.
Zusammen mit dem Bezirk Oberfranken und deren Fachberatung für Fischerei nimmt die Teichgenossenschaft seit 1998 die Auszeichnung vor. Als wichtige Kriterien nannte Dr. Thoma unter anderem die landschaftsprägende Bedeutung der Teiche, ihre besondere ökologische Gewichtung sowie den historischen Nachweis über eine seit Jahrhunderten andauernde Bewirtschaftung. Genau das sei in Selb der Fall. Die Zusammenarbeit aller Bewahrer der Teichwirtschaft habe es auch bei diesem Kulturgut möglich gemacht, die Teiche in ihrer von alters her überbrachten Nutzungsform der Nachwelt zu erhalten, sagte der Vorsitzende. Die Zahl der teichwirtschaftlichen Betriebe im gesamten Regierungsbezirk bezifferte er auf knapp 2200.
Die Entstehung der „Markgrafenteiche“ geht nachweislich bis in das 15. Jahrhundert zurück. Bereits zwischen 1412 und 1414 fiel das Gebiet um Selb, und damit auch die Teichflächen, der späteren Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth zu. Kurios mutet die Tatsache an, dass Markgraf Christian Ernst mit den Erträgen aus den Gütern in Selb und damit auch aus den Markgrafenteichen dazu benutzte, um das von ihm gestiftete Gymnasium Christian Ernestinum in Bayreuth zu finanzieren. Der spätere Markgraf Friedrich, Gemahl der berühmten Markgräfin Wilhelmine, finanzierte wiederum mit den Einkünften aus den Selber Kammergütern die Gründung der Universität Erlangen.
Nach dem 30-Jährigen-Krieg gehörten die Teiche zweitweise der Stadt Eger, bis sie ein wohlhabender Gastronom zurückkaufte und der Stadt Selb zum Geschenk machte. Spätere Besitzer waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts in der Regel Privatleute. Heute werden die „Markgrafenteiche“ vom Fischereiverein Selb bewirtschaftet, der sich nicht nur um den Fischbestand kümmert, sondern auch zum Großteil Besitzer der Anlage ist.
Landrat Karl Döhler bezeichnete die Markgrafenteiche nicht nur als größte Teiche im Landkreis Wunsiedel, sondern auch als echte Schmuckstücke und als Musterbeispiel für den Einklang von Ökologie und Ökonomie.
Der Oberbürgermeister von Selb Wolfgang Kreil erinnerte daran, dass die Markgrafenteiche direkt an die historische Verbindungstrasse von Selb nach Eger angrenzen. Was heute ein verträumter Waldweg ist, sei früher eine bedeutende Verbindung gewesen, die während des 30-Jährigen Krieges an die 60000 Soldaten durchzogen.



1. Landrat Karl Döhler (links) und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma enthüllten eine Informationstafel am Uferstreifen der Markgrafenteiche bei Selb. Die Tafel weist die Teichanlage als historisches Kulturgut aus.


Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs