Bayerische Karpfensaison 2013 in Oberfranken eröffnet

02.09.2013


Thüngfeld. Teichwirt Johannes Weiner ist zufrieden. Seine Helfer holen gerade echte Prachtexemplare aus den neuen Teichen in Thüngfeld bei Schlüsselfeld im Landkreis Bamberg. Drei Pfund dürfte so ein Karpfen haben. Kein Wunder, obwohl das Wetter in diesem Jahr absolut zweigeteilt, zuerst kühl und regnerisch, dann sonnig und heiß, war, dauert es doch drei Jahre, bis der Karpfen heranwächst.
Die neuen Teiche der Familie Weiner wurden in diesem Jahr zur offiziellen bayerischen Karpfensaison auserkoren. Weil Landwirtschaftsminister Helmut Brunner kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste, begrüßte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Peter Thoma, Gesundheitsstaatssekretärin Melanie Huml, die die ersten Exemplare in Augenschein nahm. „Karpfen ist schließlich auch gesund“, sagte die Politikerin. Aber nicht nur das, der Karpfen sei auch das beste Beispiel für ein absolut regionales Produkt, das noch dazu in sämtlichen Variationen immer hervorragend schmeckt. Ein besonders dickes Lob hatte Huml für Teichwirt Johann Weiner parat. Sein Einsatz zeige eindrucksvoll auf, dass sich die Teichwirtschaft nicht nur eine große Tradition hat, sondern dass sie sich auch zeitgemäß unter Einsatz neuester Technik weiterentwickelt und somit eine gute Zukunft haben wird.
Die Anlagen der Familie Weiner mit insgesamt 17 kleinen Teichen auf einer Fläche von sechs Hektar gelten deshalb als außergewöhnlich, weil sie nicht wie sonst üblich schon seit Jahrhunderten bestehen, sondern erst 2003 von Marita und Karl-Heinz Weiner angelegt wurden. Sohn Johannes hat in jüngster Vergangenheit fünf weitere Teiche hinzugefügt. Außergewöhnlich ist die Anlage aber auch deshalb, weil neben Karpfen, Welse und Schleien dank des ausreichenden Zulaufwassers auch Bachforellen und Bachsaiblinge herangezogen werden.
Trotz der ausgesprochen gespaltenen Wetterlage erwartete Franz Geldhauser, der im Landwirtschaftsministerium für die Fischerei zuständig ist, heuer eine leicht überdurchschnittliche Ernte von bayernweit etwa 5500 bis 6000 Tonnen. Oberfranken, Mittelfranken und auch die Oberpfalz gehörten zu den bedeutendsten Erzeugergebieten für bayerische und deutsche Karpfen, sagte Geldhauser. Die hier erzeugte Menge entspreche gut der Hälfte der gesamten deutschen Jahresproduktion. Geldhauser bezifferte die Zahl der bayerischen Teiche auf etwa 30000 Hektar. Das seien rund ein Siebtel der gesamten Wasserfläche im Freistaat.
Der Ministeriumssprecher begrüßte ausdrücklich, dass die fränkischen Regierungsbezirke nach acht Jahren intensiven Ringens endlich die Freigabe der EU-Kommission für die geschützte geographische Angabe „Frankenkarpfen“ erhalten haben. „Es hat sich gelohnt: nun darf sich kein fremder Karpfen mehr als wachechter Franke bezeichnen“, so Geldhauser.
Das sei auch richtig so, denn in Oberfranken würde der Karpfen im Gegensatz zu vielen östlichen Nachbarländern noch dezentral erzeugt, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Meistens sogar im Nebenerwerb, denn oberfrankenweit gebe es lediglich eine geringe Zahl von Vollerwerbsbetrieben. Denzler machte sich dabei auch für den Bau neuer Teiche stark. „Teichwirte sind keine Gegner des Naturschutzes“, sagte er. Im Gegenteil, Teiche seien Rückhaltebecken für lange Trockenperioden, auch wenn ein Teichbau zunächst einen Eingriff in die Natur darstellt.



Sie haben die bayerische Karpfensaison in Oberfranken eröffnet (von links): Der Landtagsabgeordnete Heinrich Rufroff, der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Hermann Greiff, Teichwirt Johannes Weiner, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma, Staatssekretärin Melanie Huml, der Landtagsabgeordneten Eduard Nöth und Thomas Hacker sowie Bezirkstagspräsident Günther Denzler.


Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs