Ecken-Weiher in Aufseß als "Kulturgut Teich" ausgezeichnet.

16.07.2014


Teiche sind nicht nur Landschaftsbestandteile, sondern auch wertvolle Kulturgüter. Das stellt die Teichgenossenschaft Oberfranken zusammen mit dem Bezirk seit 16 Jahren eindrucksvoll unter Beweis. Mit dem Schlossweiher in Aufseß (Landkreis Bayreuth), der eigentlich „Ecken-Weiher“ heißt, erhielt diesmal ein Gewässer in der Fränkischen Schweiz das seltene Prädikat „Kulturgut Teich“. Besitzer ist Eckart von und zu Aufseß, Pächter und Bewirtschafter ist der Bezirk Oberfranken, das Areal gehört zur Lehranstalt für Fischerei.
Die Geschichte des Schloßweihers lässt sich bis in das Jahr 1385 zurückverfolgen. Deshalb, und weil der Teich seitdem ein fester Bestandteil des Landschaftsbildes ist und viel zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt, werden Wanderer und Spaziergänger künftig mit einer großen Informationstafel auf die reichhaltige Geschichte des Gewässers und seiner Umgebung aufmerksam gemacht.
Neben der prägenden Bedeutung für die Landschaft, der Bewirtschaftung und der belegten Historie müsse ein ausgezeichneter Teich auch eine besondere ökologische Bedeutung haben, so Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken aus Wunsiedel. Viele Teiche hätten einen hohen kulturellen Wert, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler bei der Enthüllung der neuen Informationstafel. Bereits um 1400 hätten die Bamberger Bischöfe eigene „Seemeister“ beschäftigt. Sie hatten die Aufgabe, sich um die Gewässer in der Region zu kümmern. Dies zeige eindrucksvoll auf, dass Fisch schon im Mittelalter ein begehrtes und geschätztes Lebensmittel gewesen sei.
Der Schlossweiher in Aufseß, der eigentlich „Ecken-Weiher“ heißt, von den Einheimischen „Unterer Weiher“ genannt wird und bei den Beschäftigten der Lehranstalt „Großer Weiher“ heißt, ist seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1385 im Besitz der Familie von und zu Aufseß und wird seitdem beinahe ununterbrochen bewirtschaftet. Eine einzige Zäsur gab es in den Nachkriegsjahren, als der Teich mehr und mehr verlandete und die bestehenden Bruthäuser verfallen waren. Erst Ende der 1960er Jahre nahm Eckart von und zu Aufseß die Fischerei wieder auf.
Der Weiher habe damals wie ein Feld mit vielen nassen Stellen ausgesehen, erinnerte sich Eckart von und zu Aufseß. Er selbst habe die Fischerei wieder aufleben lassen, die Bewirtschaftung übernommen und große Pläne gehabt. Allerdings hab er schnell einsehen müssen, dass er kein Fachmann ist, und so sei das Angebot des Bezirks Oberfranken im Jahr 1980 gerade recht gekommen, auf dem Gelände eine Lehranstalt für Fischerei zu errichten. „Somit ist die gesamte Teichanlage ein echtes Juwel geblieben“, freute sich Eckart von und zu Aufseß.
Heute gilt der Schloßweiher als sommerwarmer Karpfenteich, in dem auch Schleien, Rotaugen, Rotfedern und die selten gewordenen Karauschen zu Hause sind. Drumherum haben viele Amphibien einen wertvollen Lebensraum gefunden. Eingebettet ist der Weiher in die Lehranstalt für Fischerei, die sich als weit über die Grenzen Oberfrankens hinaus bedeutende Aus- und Weiterbildungsstätte für Fischer und Teichwirte versteht, die sich mit ihrem Kurs- und Informationsangebot aber auch an eine breite Öffentlichkeit wendet. Die Lehranstalt dient zudem als kompetentes Zentrum in allen Fragen der Fischzucht und des Fischartenschutzes.
An der veranstaltung nahmen auch zwei Experten aus Benin( Hr. Rodrique Akpadji und Hr. Parfait Bokohonsi) teil, die sich mit dem Aufbau der Fischwirtschaft in ihrem Land beschäftigen.
Der Besitzer Eckart von und zu Aufseß (links), der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler (Mitte), und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma haben am Ufer des „Ecken-Weihers“ in Aufseß eine Informationstafel enthüllt, die das Gewässer künftig als Kulturgut ausweist.




Text: Stephan Herbert Fuchs
Fotos: dpt