05.09.2014
Oberfränkische Karpfensaison 2014 im Landkreis Wunsiedel eröffnet.
Die Karpfenernte 2014 fällt etwas schlechter aus als in den zurückliegenden Jahren. „Vom Wachstum her ist es tatsächlich etwas weniger“, sagt Alfred Rippl (59) aus dem Nachbarort Thiersheim. Rippl ist Teichwirt im Nebenerwerb und bewirtschaftet nahe der Autobahn A93 im Landkreis Wunsiedel rund eineinhalb Hektar Wasserfläche verteilt auf neun Teiche.
Für Alfred Rippl ist der Rückgang allerdings eine normale Schwankung, gerade hier im Fichtelgebirge, wo die Teiche teilweise noch im April Eis tragen. Rippls Behauptung wird aber auch von vielen anderen Experten bestätigt: Vor allem der warme Winter und das trockene Frühjahr hätten den Teichwirten die Arbeit erschwert, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium.
Rund 1000 Tonnen Karpfen werden in Oberfranken im Durchschnitt pro Jahr produziert und auch konsumiert, so Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. In diesem Jahr seien waren der trockene Frühsommer und im Anschluss der relativ kalte Sommer eine Herausforderung für jeden Teichwirt gewesen. Denzler zufolge rechneten die oberfränkischen Teichwirte aufgrund der ungünstigen Bedingungen mit einem Rückgang von rund 20 Prozent, also nur mit 800 Tonnen bei der diesjährigen Karpfenernte. Denzler: „Wir werden sehen, wie die Zahlen am Ende der Saison dann aussehen.“
Die Karpfenteichwirtschaft gilt in Oberfranken als Sonderkultur der Landwirtschaft. Die meisten der über 2000 Teichwirte wirtschaften wie Alfred Rippl im Zu- oder Nebenerwerb. Anfang September, wenn die Monate mit dem Buchstaben „r“ wieder im Kalender auftauchen, veranstaltet die Teichgenossenschaft Oberfranken immer zusammen mit dem Bezirk und anderen Partnern die Eröffnung der Karpfensaison. „Wir möchten damit auf die große Bedeutung der oberfränkischen Karpfenteichwirtschaft hinweisen und den bayerischen Karpfen noch ein Stück weit mehr nach vorne bringen“, sagt der Vorsitzende Dr. Peter Thoma aus Wunsiedel.
Bewusst hatten sich die verantwortlichen dazu heuer eine Teichanlage im Landkreis Wunsiedel ausgesucht. Hier im Wunsiedler Becken habe die Karpfenzucht eine jahrhundertealte Tradition, maßgeblich geprägt seit dem frühen Mittelalter durch die nahe liegende Zisterzienserabtei in Waldsassen, so der Vorsitzende: „Die naturräumlichen Gegebenheiten sind für die Karpfenproduktion einfach hervorragend.“
Einen klaren Vorteil hat der geringfügige Rückgang bei der Karpfenernte: die Qualität ist noch besser als in den Vorjahren, denn schwierige Witterungsbedingungen haben für ein langsames Wachstum der Fische gesorgt, das Fleisch ist deshalb fest und schmackhaft und kann vor allem vielfältig verwendet werden, etwa als klassischer „Karpfen blau“, als bequemes, weil praktisch grätenfreies gebackenes Karpfenfilet oder mal anders als gebratener Karpfen mit Paprikastreifen. Auch die verschiedensten Salatvariationen vom gebeiztem Karpfen sind möglich.
Die Genussregion Oberfranken wäre ohne den Karpfen undenkbar, sagte Hans Peter Friedrich, Hofer Bundestagsabgeordnete und Ex-Bundeslandwirtschaftsminister, der die Karpfensaison in seinem Stimmkreis eröffnete. Ein klares Bekenntnis zur regionalen Erzeugung legte Landtagsvizepräsident Peter Meyer ab: ganz im Gegensatz zum heimischen Karpfen wisse beim Pangasius aus Fernost niemand so genau, wo er herkommt und womit er gefüttert wurde. Karpfen aus Oberfranken hätten außerdem die deutlich bessere Ökobilanz, so Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin.
Der stellvertretende Wunsiedler Landrat Gerald Schade rief dazu auf, weiter am Image des Karpfens zu arbeiten. „Bei der Forelle klappt es, beim Karpfen noch nicht“, sagte er und mit Blick auf eine junge Zielgruppe meinte er: „Unser Ziel sollte es sein, dass der Karpfen Käpt´n Iglo besiegt.“ Damit die Teichwirte auch weiterhin ökonomisch wirtschaften können, sei aber auch Augenmaß beim Naturschutz gefragt: „Unser Ziel ist es, die Gewässer für den Menschen zu schützen“, so Benno Strehler vom Wasserwirtschaftsamt in Hof.
In Oberfranken hat die Teichwirtschaft vor allem auch eine große wasserwirtschaftliche Bedeutung. Die Teiche werden im Frühjahr gefüllt und in der Regel im Herbst wieder abgelassen. So können sie als kleinräumige Wasserspeicher in der Fläche wirken und damit ganz bedeutend zur Grundwasserneubildung beitragen.
Sie eröffneten die Karpfensaison in Oberfranken (von links): Thomas Speierl vom Bezirk, Präsident Günther Denzler, Landtagsvizepräsident Peter Meyer, der stellvertretende Wunsiedler Landrat Gerald Schade, Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin, die Bezirksräte Eberhard Siller und Henry Schramm, der VBB-Vizepräsident Günter Gabsteiger, Bundeslandwirtschaftsminister a. D. Hans-Peter Friedrich und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma.
Text und Fotos: shf