40 Jahre Teichgenossenschaft Oberfranken

13.11.2015


Global gesehen ist der Markt für Fische der Markt, der am meisten wächst. Goldene Zeiten also für die fast 1000 Mitglieder der Teichgenossenschaft Oberfranken (TEGOF)könnte man meinen. Doch die Realität sieht anders aus. Nur drei Prozent des weltweiten Umsatzes entfallen auf Deutschland und davon stammt der größte Teil aus der Meeresfischerei. Dazu kommt, dass die Teichwirtschaft viele Feinde hat: den Kormoran, den Graureiher, den Biber und eine überzogene Bürokratie. „Es ist schon ein Wahnsinn, was manchem einfällt, um Land-, Forst- und Teichwirten das Leben schwer zu machen“, sagte der Europaabgeordnete Albert Deß aus Neumarkt bei der Feier zum 40jährigen Bestehen der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron
An Fischproduzenten in Deutschland würden die höchsten Anforderungen gestellt, bei Fischimporten aus dem Ausland gebe es dagegen keine Kontrollen, hier müssten nur die Produkteigenschaften stimmen, beklagte Thomas Müller-Braun vom Verband der Bayerischen Berufsfischer (VBB). Dabei sollten sowohl Gesellschaft als auch Politik längst die Nachhaltigkeit der heimischen Produktion anerkennen. „Unser Karpfen ist per se schon weitestgehend Bio“, sagte Müller-Braun. Dennoch herrsche gerade in der Politik noch häufig Unkenntnis, beispielsweise wenn es um die dringliche Forderung geht, den Silberreiher in das Jagdrecht zu übernehmen.
Nicht nur eine naturnahe und naturverträgliche Produktion zeichne die heimische Teichwirtschaft aus. Vielmehr würden die Teichgenossenschaften eine ganze Menge an Aktivitäten betreiben, um Fisch als Markenzeichen der Region noch mehr bekannt zu machen. Die Absatzförderung gehöre genauso dazu, wie der Erhalt und der Ausbau bestehender und der Bau neuer Teiche.
An die Anfangsjahre der Teichgenossenschaft Oberfranken erinnerte Ehrenmitglied Robert Klupp, langjähriger Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks. Zusammen mit dem damaligen Leiter des Wasserwirtschaftsreferats und dem ehemaligen Bezirkstagspräsidenten Anton Hergenröder habe er die Teichgenossenschaft 1975 in Gefrees (Landkreis Bayreuth) aus der Taufe gehoben. Ursprüngliches Ziel sei die Förderung des Teichbaus gewesen, doch schon bald habe man alle Möglichkeiten genutzt, um heimischen Süßwasserfisch bekannt zu machen. Dies sei in der Folge unter anderem durch die Verleihung von Urkunden an Gaststätten geschehen, die sich in ihrem Angebot in besonderer Art und Weise heimischer Fische annehmen. Als weitere Maßnahmen nannte Klupp die medienwirksame Eröffnung der Karpfensaison, die Verleihung der Auszeichnung Kulturgut Teich, die Eröffnung der Fischgrillsaison oder verschiedene Kochwettbewerbe zum Thema heimischer Fisch.
Bei der Feier zum 40jährigen Bestehen der Teichgenossenschaft Oberfranken waren sich sämtliche Redner über die große ökologische Bedeutung der Teichwirtschaft und die herausragende nachhaltige Produktion gesunder Lebensmittel einig. Ohne heimische Fischer wäre die Genussregion Oberfranken wesentlich ärmer, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel aus Wunsiedel. „Die oberfränkischen Teichwirte leisten einen großen Beitrag für Artenschutz und Naturvielfalt“, so die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer aus Bayreuth. Die Zusammenarbeit mit der Teichgenossenschaft funktioniere bei vielen gemeinsamen Aktionen hervorragend, würdigte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler und sowohl der stellvertretende Kulmbacher Landrat Dieter Schaar als auch der dritte Bürgermeister der Gemeinde Himmelkron, Peter Aßmann, stellten fest, dass die Teichwirte in einzigartiger Weise zum Erhalt der Kulturlandschaft beitragen.
Die Teichgenossenschaft werde von Mitgliedern aus dem Berufsstand geführt, der alle Probleme aus der Praxis kennt und dazu eine enge Verbindung zum Bezirk Oberfranken hat, verriet Martin Oberle, Leiter der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft der Landesanstalt für Landwirtschaft, das Erfolgsgeheimnis des Zusammenschlusses. Was die Fischvermarktung angeht, sei man gerade in diesen Tagen ein Stück weiter gekommen, denn in sämtlichen nordbayerischen Norma-Filialen gebe es ab sofort Frankenkarpfen-Nuggets. Walter Jakob von der Nachbarteichgenossenschaft Aischgrund schwärmte von einem konstruktiven Miteinander und bezeichnete die Arbeit der Teichgenossenschaft Oberfranken als beispielgebend für die gesamte bayerische Fischerei. Albert Schütze, Ehrenpräsident des Bezirksfischereivereins Oberfranken kündigte die Erscheinung eines Buches als wichtigen Beitrag zur Fischereikultur an. In dem Band sollen sämtliche Fischdenkmäler des Regierungsbezirks vorgestellt werden.



MdL Martin Schöffel, die Jubilare Georg Beher, Rudi Hertrich, Klaus Timm, Alois Stadter, Heinz Haueis, Manfred Hänel, Edgar Friedmann, Hans-Georg Klauer, Präsident des VBB MdEP Albert Deß, MdL Gudrun Brendel-Fischer, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler und Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma (v. l.)


Text und Fotos: shf