Mitgliederversammlung

06.02.2016


Große Nachfrage nach heimischen Fisch – Sogar Greenpeace bezeichnet Karpfen als unbedenklich


Himmekron. Die Nachfrage nach heimischem Fisch nimmt immer mehr zu, gleichzeitig wird immer weniger davon produziert, so dass Importe aus Fernost zwangsläufig zunehmen. „Hier klafft die Schere weit auseinander“, sagte Dr. Franz Geldhauser vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium am Samstag in Himmelkron bei der Jahresverssammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken.
Dabei hat sogar Greenpeace vor wenigen Wochen bestätigt, dass der heimische Karpfen der nachhaltigste und ökologisch verträglichste erzeugte Fisch überhaupt ist und bedenkenlos verspeist werden kann. Das zeigt, dass die über tausend Jahre alte Teichwirtschaft in der hiesigen Region schon immer auf dem richtigen Weg war und ist, so Geldhauser.
Trotz des erfreulichen Trends hin zum Fisch haben die Teichwirte in Oberfranken an vielen Fronten mit immensen Problemen zu kämpfen. Am meisten Schwierigkeiten bereiten ihnen „Schädlinge“ wie der Graureiher, der Silberreiher, der Kormoran, aber auch der Fischotter und ganz besonders der Biber. „Der Biber muss unbedingt in das Jagdrecht aufgenommen werden“, forderte der stellvertretende Vorsitzende der Teichgenossenschaft Karl-Peter Sch-wegel aus Wiesentthal im Landkreis Forchheim. Auch der Vorsitzende Dr. Peter Thoma aus Thiersheim im Landkreis Wunsiedel sprach sich für eine „sinnvolle Verwertung“ des Nage-tiers aus. Der Biber müsse gefangen werden, sein Pelz gehöre verwertet, sein Fleisch ver-zehrt, so Thoma.
Aber auch Graureiher und Silberreiher sollten ihren Schutzstatus verlieren, weil letztere kei-ne einheimischen Vögel sind und immense Schäden anrichten. Um dieses Ziel zu erreichen sei jeder einzelne Teichwirt in der Pflicht. Beispielsweise sollten die Vorkommen mit Wildka-meras dokumentiert werden. Viele Großbetriebe seien mittlerweile komplett überwacht. Ne-ben dem Biber gebe es Landstriche, etwa in Österreich, in denen sich der Fischotter als neue Plage erweise. Auch in Niederbayern und der Oberpfalz seien bereits größere Bestän-de gemeldet worden. Die Untere Naturschutzbehörde geht im Landkreis Wunsiedel bereits von zwei Tieren aus. Der Fischotter bereitet den Teichwirten vor allem deshalb großes Kopf-zerbrechen, weil er auch größere Fische wie etwa Laichkarpfen und Bachforellen frisst. Aber auch für die Biodiversität seien die Vorkommen nicht gut, weil sich der Fischotter auch an der extrem seltenen Flussperlmuschel, von der es in Oberfranken noch einige wenige Be-stände gibt, vergreift.
Sämtliche Grußwortredner sprachen bei der Jahresversammlung das Spannungsfeld zwi-schen Naturschutz und Teichwirtschaft an. „In den Zielen sind wir uns einig, wir müssten eigentlich nur an einem Strang ziehen und ideologische Gräben zuschütten“, sagte Land-tagsvizepräsidentin Ulrike Gote von den Grünen. Oberfranken sei Genussregion, da müsse es doch möglich sein, neue Teiche einzurichten, so Gote. Ihr Landtagsvizepräsidentenkolle-ge Peter Meyer von den Freien Wählern rief dazu auf, den Schutzstatus für den Biber zu überdenken. Viel mehr Schutz als der Biber bräuchten die heimischen Fische, sagte Meyer.
„Teich haben nur Vorteile, keine Nachteile“, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Auch er sprach von einer immens steigenden Nachfrage nach heimischem Fisch und auch Denzler forderte, dass der Biber dem Jagdrecht unterstellt werden sollte. Genauso wie beim Fischotter oder beim Graureiher zeige sich beim Biber einmal mehr, dass die Arten, die allzu sehr geschützt werden schnell zu Schädlingen werden. Diese Auffassung vertrat auch der oberfränkische Bauernverbandspräsident Hermann Greif: „Der Biber gehört ins Jagdrecht und auf die Speisekarten unserer Gaststätten.“
Dank der segensreichen Arbeit der Teichwirte sei der Fisch zum Markenzeichen unserer Region geworden, sagte die stellvertretende Kulmbacher Landrätin Christina Flauder. Euro-paabgeordneter Albert Dess, der auch Präsident des Verbandes der Berufsfischer ist, rief die Teichwirte dazu auf, sich nicht von der Klimadebatte verrückt machen zu lassen. Auch schon vor Jahrhunderten habe man über zu heiße Sommer und zu milde Winter geklagt.
Eine der Hauptaufgaben der gut 900 Mitglieder starken Teichgenossenschaft Oberfranken ist die Förderung von Teichbaumaßnahmen. Hier wurden laut Vorsitzendem Thoma im vergan-genen Jahr 122 Anträge mit einem Kostenvolumen von gut 2,2 Millionen Euro bewilligt. Laut Franz Geldhauser vom Landwirtschaftsministerium stehen für die neue Förderperiode bis 2020 bayernweit über elf Millionen Euro an Fördergeldern unter anderem für die Direktver-marktung, für die Umstellung auf Öko-Erzeugung für Absatzförder- und Marketingmaßnah-men bereit.



Mit einer Urkunde hat sich der Vorsitzende des Teichgenossenschaft Oberfranken bei Otto Norbert Grußka aus Rödental bei Coburg für dessen Engagement bei der Karpfensaisoner-öffnung im vergangenen Jahr bedankt.

Zunehmende Fischimporte aus Fernost beklagte Franz Geldhauser vom Bayerischen Land-wirtschaftsministerium und stellte das neue EMFF-Förderprogramm für die Teichwirtschaft bei der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken vor.


Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs