01.09.2016
Die bayerischen Teichwirte starten voller Optimismus in die Karpfensaison. Bei der Eröffnung der Bayerischen Karpfensaison in Willersdorf im Landkreis Forchheim sprach Friedrich Mayer vom Landwirtschaftsministerium von einer zu erwartenden Erntemenge, die um zehn Prozent über dem Durchschnitt liegt und die aller Voraussicht nach die 6000-Tonnen-Marke überschreiten wird. In den kommenden Monaten mit dem Buchstaben „r“ werden auf den Speisekarten vieler Restaurants und Gaststätten wieder Karpfen oder Karpfenfilets gebacken, „blau“ im Zwiebelsud oder Karpfen nach Müllerin-Art, also in Mehl gewendet, stehen. Franken gilt seit jeher als Hochburg der Karpfenzucht und diesmal steht der Aischgründer Karpfen im Mittelpunkt.
Ursache für die gute Ernte ist der ausreichende Niederschlag, der die Teiche gut versorgt hat. Auch die Temperaturen haben gestimmt. So lag die Durchschnittstemperatur in diesem Sommer um 1,5 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. Für den Karpfen seien das die besten Eigenschaften, um drei Jahre lang zum Speisefisch heranzuwachsen, so Mayer. Was den bayerischen Karpfen so besonders macht, ist, dass ihm als Eiweißquelle das Zooplankton dient, das im Teich wächst. Zur Nahrungsergänzung gibt es lediglich Getreide. „Genverändertes Soja brauchen wir nicht“, sagte der Vertreter aus dem Ministerium. Dazu komme, dass jedem Karpfen im dritten Sommer rechnerisch rund 15 Quadratmeter Teichfläche zur Verfügung stehen. In Vietnam müssten sich diese Fläche 150 Pangasien teilen.
Offiziell eröffneten Dr. Peter Thoma, der Vorsitzemde der Teichgenossenschaft Oberfranken gemeinsam mit Walter Jakob, dem Vorsitzenden der Teichgenossenschaft Aischgrund, die Karpfensaison diesmal am Erleinsee, den der Teichwirt Georg Kaiser bewirtschaftet. Seine anderen Karpfenteiche liegen alle auf mittelfränkischem Gebiet. Der Erleinsee ist dabei nicht nur sein einziger Teich in Oberfranken, sondern auch der mit knapp acht Hektar größte nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Teich im Aischgrund. Noch in den 1970er Jahren sei an der Stelle des Teiches Ackerland gewesen, erinnerte sich Walter Jakob von der Teichgenossenschaft Aischgrund.
Dabei gilt der Aischgrund im Dreieck der Städte Nürnberg, Bamberg und Neustadt an der Aisch als die berühmteste Karpfenregion Deutschlands. Der Aischgrund gilt zugleich auch als das Teichgebiet mit dem wohl ältesten schriftlichen Nachweis in Europa, der sich bis zum Jahr 912 nachverfolgen lässt. Unterlagen zufolge liegen im Aischgrund weit über 7000 Teiche mit einer Fläche von fast 3000 Hektar eng beieinander.
Bundesweit liege die Karpfenteichfläche bei etwa 40000 Hektar, die Hälfte davon entfällt auf Bayern. 20000 Hektar bedeute ein Siebtel der gesamten bayerischen Wasserflächen oder anders ausgedrückt der Fläche von 28000 Fußballfeldern. Aus Bayern stammten rund 55 Prozent der deutschen Karpfenproduktion.
Die öffentlichkeitswirksame Eröffnung der bayerischen Karpfensaison nutzte Mayer auch dazu, auf die Probleme der Karpfenteichwirtschaft einzugehen. Ständig neue bürokratische Auflagen für die Familienbetriebe gehörten genauso dazu, wie Kormoran, Biber und Fischotter. Der Kormoran sei eigentlich kein aktuelles, sondern ein permanentes Problem, sagte Mayer. Mittlerweile gebe es in Bayern aber auch schätzungsweise 15000 Biber in 3500 Revieren, die in der Teichwirtschaft große Schäden anrichten. Dazu komme immer öfter auch der Fischotter. Derzeit setze das Ministerium bereits einen entsprechenden Managementplan um.
Das Lebensmittel Fisch sei nicht nur gesund, sondern auch ökologisch über jeden Zweifel erhaben, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günter Denzler. Deshalb sei auch der Bezirk Oberfranken am Erhalt und der Förderung der Teichwirtschaft interessiert. Besonders aus landwirtschaftlicher Sicht sei der Landkreis Forchheim so vielfältig wie kaum ein anderer Landkreis. Während es im Osten verschiedene Sonderkulturen, Obstbau und sogar Hopfen gebe, spiele im Westen des Landkreises die Teichwirtschaft eine wichtige Rolle, so Landrat Hermann Ulm. Allen Kritikern an neuen Teichbauprojekten schrieb Hallerndorfs Bürgermeister Torsten Gunselmann ins Stammbuch, dass sämtliche Teiche irgendwann einmal künstlich angelegt wurden, heute aber fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft seien.
Mit dem Abfischen des Erleinsees in Willersdorf im oberfränkischen Landkreis Forchheim ist die Karpfensaison 2016 eröffnet worden (von links): der Vizepräsident des Verbandes der bayerischen Berufsfischer Günther Gabsteiger, Staatssekretär Thomas Silberhorn, die aischgründer Karpfenkönigin Katrin Uano, Friedrich Mayer vom Landwirtschaftsministerium, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, der Forchheimer Landrat Hermann Ulm, Vorsitzender Dr. Peter Thoma von der Teichgenossenschaft Oberfranken und Vorsitzender Walter Jakob von der Teichgenossenschaft Aischgrund.
Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs