04.09.2017
Mengersdorf. Ähnlich wie das Schäufele gehört auch der Karpfen zu den fränkischen Nationalgerichten. Gerade jetzt in den Monaten mit dem Buchstaben „r“. Alle Karpfenfreunde in Oberfranken können sich heuer auf eine ausgezeichnete Qualität freuen, der Fisch ist hochrückig, schön bespiegelt, hat einen Fettgehalt zwischen 2,5 und sechs Prozent und schmeckt einfach gut, sagte Karl-Peter Schwegel aus Wiesentthal in der Fränkischen Schweiz bei der Eröffnung der oberfränkischen Karpfensaison auf seinen Teichanlagen in Mengersdorf bei Obernsees im Landkreis Bayreuth.
Die erzeugte Menge wird nach offiziellen Angaben bayernweit heuer allerdings geringfügig unter dem langjährigen Schnitt von 6000 Tonnen pro Jahr liegen. Schuld daran seien der wasserarme Winter und der teilweise trockene Sommer, die den Besatz mancher Teiche verhindert haben. Aus Oberfranken kommen dabei rund zehn Prozent der erzeugten Karpfen. Bevor die Teiche abgefischt werden, wachsen die Fische drei Jahre heran und erhalten als Beifutter ausschließlich Getreide.
Karl-Peter Schwegel ist einer der wenigen Karpfenteichwirte, die in Oberfranken im Vollerwerb wirtschaften und der alleine auf sechs Tonnen erzeugten Speisekarpfen pro Jahr kommt. In der Regel vermarktet Schwegel direkt auf den Wochenmärkten von Bayreuth, Forchheim, Erlangen, Neunkirchen am Brand sowie auf verschiedenen Sonntagsmärkten.
„Was wäre dir Genussregion Oberfranken ohne ihre Teichwirte“, sagte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer aus Bayreuth bei der Eröffnung der Karpfensaison. Heimischer Karpfen sei ein reines Naturprodukt, das heute noch unverändert so erzeugt wird, wie seit Jahrhunderten.
Mit ihrer extensiven und naturnahen Teichwirtschaft sorgen die Karpfenerzeuger nicht nur für eine besonders nachhaltige Erzeugung, sondern auch für die Erhaltung einer einzigartigen und charakteristischen Naturlandschaft, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Zudem seien die Karpfenteiche auch wertvolle Rückzugsräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Das wird an den vier Teichen von Karl-Peter Schwegel in Mengersdorf besonders deutlich. Wo bis 2007 ein ordinärer Maisacker war, sind jetzt die vier Teiche, in deren Umgriff sich bereits Schwarzstörche, Eisvogel und Ringelnatter niedergelassen haben. „Erst durch die Bewirtschaftung werden die Teiche ökologisch wertvoll“, sagte Dr. Peter Thoma aus Thiersheim, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken.
Die Kulturlandschaft profitiere davon, dass in Oberfranken noch so viele Teichwirte im Zu- und Nebenerwerb wirtschaften, sagte der Präsident des Verbandes der bayerischen Berufsfischer (VBB), Albert Deß. Gerade in den Tourismusregionen sei die Kulturlandschaft so wichtig, denn Urlauber wollten keine pure Naturlandschaft wie im Urwald, sondern eine von Menschenhand gestaltete Kulturlandschaft und dazu würden die vielen Teichwirte eine ganz wichtigen Beitrag leisten.
Mit der Abfischung der Teichanlage von Karl-Peter Schwegel in Mengersdorf ist die oberfränkische Karpfensaison offiziell eröffnet worden.
Peter Piroschka vom Gutshof Mengersdorf hat in den kommenden Monaten zahlreiche Karpfenvariationen auf seiner Speisekarte.
An der Sortierrinne zeigen die ersten Prachtexemplare (von links): Dr. Thomas Speierl von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken, Teichwirt Karl-Peter Schwegel, Teichgenossenschaftsvorsitzender Dr. Peter Thoma, VBB-Präsident Albert Deß, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Bezirkstagspräsident Dr.Günther Denzler, und Dr. Herbert Rebhan vom Sachgebiet Naturschutz an der Regierung von Oberfranken.
Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs