Bayerische Karpfensaisoneröffnung

31.08.2018


Trotz Trockenheit, hoher Temperaturen und stellenweise sogar Wasserknappheit erwarten die Teichwirte eine hervorragende Karpfenernte. „Die Karpfen werden fleisch- und eiweißreich sein und die Erntemenge wohl über dem guten Niveau des Vorjahres liegen“, sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bei der Eröffnung der Karpfensaison am Rogler-Weiher in Bad Alexandersbad.
Bewirtschaftet wird der Teich von Markus Fuchs, einem gelernten Bankkaufmann, der die Teichwirtschaft mittlerweile im Haupterwerb betreibt. Er hat eine eigene Räucherei aufgebaut, führt einen Fischladen, bietet Catering und Partyservice und ist mit einem Grill- und Verkaufswagen mobil. Fuchs sichere damit als einer von bayernweit gerade einmal 50 der insgesamt rund 8500 Karpfenteichbetriebe seinen Lebensunterhalt ausschließlich über die Fischerei, sagte die Ministerin. Das verdiene Respekt und Anerkennung, so Kaniber.
Mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 2,5 Hektar besitze Bayern zwar ausgesprochen kleine Strukturen, sei aber trotzdem bei der Karpfenerzeugung bundesweit führend. Nach den Worten der Landwirtschaftsministerin gibt es im Freistaat etwa 20000 Hektar Teichfläche verteilt auf rund 30000 Einzelteiche. Mit etwa 6000 Tonnen im Schnitt pro Jahr erzeugten die bayerischen Teichwirte rund 55 Prozent der deutschen Produktion.
Michaela Kaniber sprach aber auch die Herausforderungen für die Teichwirtschaft an: „Kormoran und Fischotter machen ihnen die Ernte streitig“, sagte sie. Zur Entspannung beitragen soll das bayerische Kormoranmanagement, das bundesweit die besten Möglichkeiten zur Regulierung des fischfressenden Vogels biete. „Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, die artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung bis Juli 2027 zu verlängern und auch deutlich im Sinne unserer Teichwirte auszubauen“, sagte die Ministerin. Durch die nun zehn- statt bisher fünfjährige Geltungsdauer sei die Rechtssicherheit deutlich erhöht worden.
Auch den Schäden durch den Fischotter begegne Bayern mit einem eigenen Managementplan. Dazu gehörten der Einsatz von drei Otterberatern, die Möglichkeit, Zäune bis zu 50 Prozent über den europäischen Meeres- und Fischereifonds zu fördern, sowie eine seit 2016 großzügige Entschädigungsregelung. Vor dem Hintergrund der dramatisch gestiegenen und existenzbedrohenden Schäden von zuletzt weit über einer Million Euro in 2017 habe der Landtag beschlossen, die Entnahme des Otters dort, wo keine Abwehrmaßnahmen möglich sind, in den Managementplan mitaufzunehmen. „Tierschutz bedeutet auch, wenn wir unsere Teiche schützen“, so Kaniber.
Wie dramatisch die Situation wirklich ist, verdeutlichte der Wunsiedler Landrat Karl Döhler. Im Nachbarlandkreis hätten bereits 55 Teichwirte aufgegeben und auch im Wunsiedler Landkreis kenne er Teichwirte, die sagen: „Wir setzen nichts mehr ein, es macht einfach keinen Sinn mehr“. Lösungen seien deshalb dringend notwendig. Angesichts der Wasserknappheit des Sommers machte sich Bezirkstagspräsident Günther Denzler für den Bau neuer Teiche stark. Teiche seien hervorragende Wasserrückhaltebecken in der Fläche, sie seien wichtig für die Grundwasserneubildung und bedeutende Rückzugsgebiete für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Er könne es deshalb nicht nachvollziehen, wenn Teichbauprojekten keine Genehmigung erteilt werde.
Die Teichwirtschaft sei im Fichtelgebirge fest verankert, sagte der Bürgermeister von Bad Alexandersbad Peter Berek. Selbst innerhalb der Ortsgrenzen gebe es noch einen Dorfweiher mit Fischrechten und auch im örtlichen Naturbad gebe es Graskarpfen. „Teichwirtschaft und ein Heilbad, das passt bei uns sehr wohl zusammen“, so Bürgermeister Berek.
Nach den Worten von Dr. Peter Thoma, dem Vorsitzenden der fast 1000 Mitglieder zählenden Teichgenossenschaft Oberfranken ist der heimische Karpfen ein reines Naturprodukt, das seit Jahrhunderten unverändert erzeugt wird. Bei den Teichwirten handle es sich ausschließlich um Familienbetriebe, die meist seit Generationen die Teichwirtschaft extensiv betreiben. „Hier verbinden sich Tradition, naturnahe Erzeugung und Landschaftspflege auf ideale Weise“, so Thoma.



Freuen sich über eine gute Karpfenernte (von links): Der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma, die beiden Abgeordneten des Landtages, Michael von Lerchenfeld und Martin Schöffel, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, Landtagsvizepräsidentin Inge Aures, Teichnixe Sophia Bächer, der Bürgermeister von Bad Alexandersbad Peter Berek und Bezirkstagspräsident Günther Denzler.


Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs