Mitgliederversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken

01.02.2020


Gerade in Zeiten des Klimawandels kann die heimische Teichwirtschaft ganz massiv punkten. Das haben nahezu alle Redner bei der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron hervorgehoben. Doch leider fehlt den Teichwirten oft die entsprechende Wertschätzung, auch das wurde bei der Zusammenkunft deutlich.
Im Gegenteil: Ausgerechnet Teichwirten wird nicht selten mangelnde fachliche Praxis vorgeworden, beispielsweise von PETA. Die Tierrechtsorganisation hatte vor rund eineinhalb Jahren Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Hof gegen Verantwortliche der Teichgenossenschaft wegen angeblicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei der Karpfensaisoneröffnung in Bad Alexandersbad erstattet. Nicht nur der dortige Teichwirt sei betroffen gewesen, auch Vorsitzender Dr. Peter Thoma und eine Reihe von Politiken, darunter die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.
Nun konnte Thoma vermelden, dass sämtliche Anzeigen aus tatsächlichen Gründen eingestellt worden seien. „Für uns ist ein vernünftiger Umgang mit den Fischen ohnehin selbstverständlich“, sagte Thoma. Das Verbringen der Fische zum Sortiertisch entspreche sämtlichen tierschutzrechtlichen Vorgaben, außerdem sei der Vorgang notwendig, unter anderem um die Fische auf Verletzungen durch Prädatoren und Außenparasiten zu kontrollieren. Trotzdem habe man bei der einen oder anderen Karpfensaisoneröffnung zwischenzeitlich feststellen müssen, dass sich, vermutlich aus Angst vor einer ähnlichen Anzeige, kaum ein Außenstehender mehr einen Karpfen anzufassen traut. „Wir lassen uns nicht abschrecken“, sagte Thoma und verurteilte das Vorgehen von PETA scharf.
Der Vorsitzende sprach stattdessen von gigantischen Leistungen der Teichwirte für die Allgemeinheit, indem sie sich für den Gewässer- und Artenschutz stark machen und dabei gesunde Lebensmittel erzeugen. De traditionelle Teichwirtschaft zu erhalten und zu fördern ist auch das Ziel des Bezirks Oberfranken mit seiner Fachberatung für Fischerei, so der Leiter der Bezirksverwaltung Peter Meyer. Aufgrund erschwerter Rahmenbedingungen vor allem durch die Klimaveränderung plädierte er für eine höhere Wertschätzung der Teichwirte und ihrer Arbeit. Unabdingbar dazu gehörten auch effektive Förderprogramme, praktikable Teichbauempfehlungen und eine Stärkung der Fachberatung bei den Bezirken.
Die enorm wichtige Funktion der Teichwirte für die Sicherung der Wasserversorgung sprach der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner an. Er bezeichnete die Teichwirte aber auch als „integralen Bestandteil der Genussregion“. Fisch aus der Region habe nicht nur einen hohen Gesundheitswert, sondern sei auch für die ökologischen Zusammenhänge immens wichtig.
Trotzdem musste Vorsitzende Thoma eine abnehmende Nachfrage nach Mitteln aus der Teichbauförderung feststellen. Als Ursache dafür vermutete er, dass sich die Förderung mittlerweile zu einem „bürokratischen Monster“ entwickelt habe. Auch die neuen Teichbaurichtlinien, die noch verabschiedet werden müssen und gegen die noch Einsprüche erhoben werden können, würden nicht gerade zu einer Vereinfachung beitragen. Beispielsweise sei eine Verschärfung bei den Auflagen zum Hochwasserschutz geplant.
Scharfe Kritik am Volksbegehren zum Artenschutz übte unter anderem Walter Jacob, der Vorsitzende der Nachbarteichgenossenschaft Aischgrund. Die Kritik von großen Teilen der Gesellschaft sei symptomatisch für die Bevölkerung, die sich weit von der landwirtschaftlichen Produktion entfernt habe. Albert Deß, Vorsitzender des Verbandes der Bayerischen Berufsfischer, sprach von einer „großen Volksverdummung“. De Ziele des Volksbegehrens kämen für viele Land- und Teichbewirtschafter einer Enteignung gleich. Der großstädtischen Bevölkerung, die sich hauptsächlich für das Volksbegehren ausgesprochen habe, warf Deß arrogantes Verhalten vor.
Für seine seit vielen Jahren andauernde Tätigkeit als Justitiar der Teichgenossenschaft wurde der frühere oberfränkischen Regierungsvizepräsident Horst Müller ausgezeichnet. Mit seinen herausragenden Kenntnissen im Verwaltungsrecht und seinem exzellenten Wissen und Können habe sich Müller stets für die Belange der Teichwirtschaft eingesetzt, sagte der Vorsitzende Dr. Thoma. Müller konnte erst kürzlich seinen 80. Geburtstag feiern.



Für seinen Einsatz zu Gunsten der Teichgenossenschaft Oberfranken wurde der frühere oberfränkische Regierungsvizepräsident Horst Müller (rechts) vom Vorsitzenden Dr. Peter Thomas ausgezeichnet. Müller ist als Justitiar für die Teichgenossenschaft tätig.


Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs