Biber und Billigimporte bedrohen oberfränkische Teichwirtschaft

04.02.2006


Oberfränkisches Fischkolloquium: Werbung für Speisefisch aus der Region – Zertifikat „Oberfranken-Fisch krönt den Tisch“ für sechs neue Betriebe

TAMBACH. – Auf die große Bedeutung der Teichwirtschaft im Regierungsbezirk haben sämtliche Redner beim 2. Oberfränkischen Fischkolloquium in Schloß Tambach (Landkreis Coburg) hingewiesen. „Sauberes Wasser, ein ausreichender Fischbestand und eine funktionierende Teichwirtschaft ermöglichen den Menschen in Oberfranken ein hervorragendes Angebot heimischer Süßwasserfische als wichtigen Bestandteil der Ernährung“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft, der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk. Fisch aus heimischen Gewässern stehe in idealer Weise für das Motto „Aus der Region - für die Region“, so die Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Andrea Luger. Bezirkstagspräsident Günther Denzler betonte, dass der oberfränkische Fisch für beste Qualität bürge und der Präsident des Bezirksfischereiverbandes Albert Schütze hob den besonderen Nahrungswert heimischer Fische hervor.

Die Probleme der Teichwirte stellte der Europaparlamentarier und neue Präsident des Verbandes der Berufsfischer Albert Deß in den Vordergrund. Die Kritik des Bayerischen Obersten Rechnungshofes, der die ökologische und wasserwirtschaftliche Bedeutung der Teichwirtschaft jüngst in Frage gestellt und eine Aufgabe der Förderung verlangt hatte, nannte Deß unverständlich und unerklärlich. Der kulturelle Wert der Teichwirtschaft werde allein schon durch ihre tausendjährige Geschichte deutlich. Ihre Verwurzelung als struktur- und landschaftsbildendes Element sei unübersehbar. Deshalb gingen die Leistungen der Teichwirte auch weit über das private Interesse hinaus. „Teiche prägen eine Landschaft und wirken positiv auf Tourismus und Lebensqualität der Menschen.“

Als weiteres Problem der Teichwirtschaft besonders in Oberfranken bezeichnete Deß die billigen Karpfenimporte aus Tschechien. Rund 3000 Tonnen würden aus dem Nachbarland jährlich nach Deutschland geliefert. Aufgrund der unterschiedlichen Produktionsbedingungen bestünden erhebliche Wettbewerbsverzerrungen. Der Verband bayerischer Berufsfischer fordere deshalb mit Nachdruck die gleichen Fördersätze für bayerische Teichwirte wie sie auch die tschechischen Betriebe von der Europäischen Union erhalten.

Schließlich mache den Teichwirten auch der Anstieg der Biberpopulation zu schaffen. Nach offiziellen Zahlen gibt es bereits 9000 Tiere in Bayern, interne Schätzungen gehen von der doppelten Anzahl aus. Der Biber habe in Bayern keine natürlichen Feinde, er siedle um Teiche herum an und unterhöhle manchmal ganze Dämme. Dadurch seien nach Auffassung von Fachleuten inzwischen die Existenzen von Land- und Teichwirten bedroht.

Nachdem bereits über 60 Gaststätten, Restaurants und Hotels aus allen Teilen Oberfrankens mit dem Zertifikat „Oberfranken-Fisch krönt den Tisch“ ausgezeichnet wurden, konnten sich zwischenzeitlich weitere Betriebe qualifizieren. Beim 2. Oberfränkischen Fischkolloquium erhielten die Betriebsleiter, Pächter oder Inhaber die neue Urkunde zusammen mit einer Werbetafel und einem Logo, das sie künftig für ihre Werbung einsetzen können. Voraussetzung für eine erfolgreiche Zertifizierung ist unter anderem die Verpflichtung, den Gästen künftig kontinuierlich heimische Süßwasserfische anzubieten. Darüber hinaus muss das Preis-Leistungsverhältnis stimmen, es soll typische regionale Getränke und auch eigene Kinder- und Seniorenteller mit schmackhaften Fischgerichten geben. Außerdem muss das Bedienungspersonal dahingehend geschult werden, dass es den Gästen auch ausreichende Informationen über oberfränkische Süßwasserfische anbieten kann.

Die sechs neuen zertifizierten Betriebe sind. Gasthof Stern in Aufseß und Gasthof Pulvermühle (beide im Landkreis Bayreuth), Gasthof Sack in Ahornberg (Landkreis Hof), Gasthof Juraschänke in Oberlangheim (Landkreis Lichtenfels), Gasthof Waldschänke in Stadtsteinach (Landkreis Kulmbach) und das Romantik-Hotel Goldene Traube in Coburg.



Auf die Probleme der Teihwirtschaft ging der Europaabgeordnete Albert Deß (links im Bild, rechts der Vorsitzende der Teichge- nossenschaft Oberfranken Hartmut Koschyk) ein.


Text: Stephan Herbert Fuchs