30.08.2006
TEGOF Ökonomie und Ökologie im Einklang / Teichgenossenschaft Oberfranken eröffnete Karpfensaison 2006/2007
HAIDENAAB. - Mit dem Abfischen der Weiher von Norbert Veigl in Haidenaab bei Speichersdorf (Landkreis Bayreuth) hat die Teichgenossenschaft Oberfranken am Samstag die Karpfensaison 2006/2007 eröffnet. Traditionell stehen ab sofort in den Monaten mit dem Buchstaben „r“, also bis zum April 2007 wieder lebendfrische Karpfen auf den Speisekarten vieler oberfränkischer Gaststätten, Restaurants und Hotels.
Der Karpfen sei ein überaus gesundes Nahrungsmittel, das dank seiner heimischen Erzeugung ohne lange Transportwege direkt zum Verbraucher gelangt, sagte der Vorsitzende des Teichgenossenschaft, der parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Fraktion im Bundestag Hartmut Koschyk aus Bayreuth. Er kam aber auch auf die Probleme der oberfränkischen Teichwirte zu sprechen. Neben dem Kormoran und dem Biber stellten auch die „Brüssler Eurokraten“ eine Bedrohung dar. Grund dafür ist ein neuer Vorschlag der EU-Kommission, der zufolge der Karpfen künftig nicht mehr als heimischer Fisch gelten soll. Für die Teichwirte hätte dies zur Folge, dass sie für Haltung und Transport immer wieder umständliche Einzelgenehmigungen beantragen müssten. Hintergrund ist, dass der Karpfen ursprünglich auch Asien stammt, aber bereits mit den Römern Einzug in Europa hielt. Es könne nicht angehen, dass ein derartiger Brüssler Bürokratiewahnsinn in die Realität umgesetzt werde, schimpfe Koschyk. Er erwarte von der Bundesregierung, dass sie mit Nachdruck die deutschen Interessen vertrete und damit auch den oberfränkischen Teichwirten zur Seite stehe.
Bezirkstagspräsident Günther Denzler nannte das Bioprodukt Karpfen eine echte Alternative zum Fleisch und stellte besonders den ernährungsphysiologischen Wert heraus. Neben der ökonomischen hätten die zahlreichen oberfränkischen Teiche aber auch eine wichtige ökologische Komponente. So wirkten sie ausgleichend auf den Wasserkreislauf, minderten den Hochwasserabfluss und speicherten das Wasser in der Fläche. Daneben prägten sie das Landschaftsbild und stellten für zahlreiche Tier und Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum dar.
Die Gemeinde Speicherdorf ganz im Osten des Bayreuther Landkreises und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Oberpfalz bezeichnete Landrat Klaus-Günter Dietel als wahres Mekka der Teichwirtschaft. Zusammen mit Teilen des benachbarten Landkreises Tirschenreuth gebe es allein in der Region über 50 Teiche. Die Anlagen von Norbert Veigl, dessen Familie die Teichwirtschaft bereits seit 60 Jahren betreibt, befinde sich darüber hinaus auch in einem Naturschutz-, beziehungsweise FFH-Gebiet, was den Gleichklang von Ökologie und Ökonomie eindrucksvoll unterstreiche.
In Oberfranken werden Karpfen praktisch komplett dezentral erzeugt, da es keine Großbetriebe gebe. Die Zucht wird als Nebenerwerb meist von Landwirten betrieben. In der Regel wachsen die Karpfen drei Jahre heran und ernähren sich dabei von Plankton, anderen Kleinlebewesen und zugefüttertem Getreide, bis sie ein Gewicht von 1200 bis 1500 Kilogramm erreicht haben.
Die Karpfensaisoneröffnung wurde von der Gemeinde Speichersdorf mit einem kleinen Volksfest direkt an den Teichanlagen gefeiert. Neben der Präsentation der Karpfenernte gab es vor Ort Fischspezialitäten zur Verkostung, als Durstlöscher diente Karpfenbier und sogar die Grundschüler der Gemeinde hatten sich in Form eines Malwettbewerbs ausführlich mit dem Karpfen auseinandergesetzt.
Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler (links) und der Bayreuther Bundestagsabgeordnte und Teichgenossenschaftsvorsitzende Hartmut Koschyk (rechts) legten zusammen mit Walter Gartmair vom Karpfenzuchtbetrieb Norbert Veigl beim Abfischen der Teiche selbst Hand an.
Text: shf
Fotos: Fuchs