Karpfensaison eröffnet: „Bioprodukt im wahrsten Sinne des Wortes“ / Teichgenossenschaft präsentierte Karpfen-Köstlichkeiten aus Oberfranken

30.08.2005

Stegaurach - Die Teichgenossenschaft Oberfranken hat am Samstag zusammen mit Vertretern des Bezirks und des Hotel- und Gaststättenverbandes in Stegaurach im Landkreis Bamberg die Karpfensaison 2005 eröffnet. Der Vorsitzende und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk bezeichnete dabei den Karpfen als „Bioprodukt im wahrsten Sinne des Wortes“. Nicht nur die Produktion erfolge artgerecht und naturverträglich, auch werde der Karpfen als Lebensmittel noch immer unterschätzt.

Dabei habe gerade das fettarme Karpfenfleisch, das durch die naturnahe Erzeugung schadstofffrei ist, einen hohen ernährungsphysiologischen Wert. Die Fette des Karpfens besäßen darüber hohen Anteil langkettiger Fettsäuren, mit denen die Gefahr einer Arterienverstopfung erheblich reduziert werde. Daneben fehle dem Karpfenfleisch das schwer, beziehungsweise nicht verdauliche Bindegewebe der Warmblüter. Dafür enthalte es wertvolle Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente.

Allerdings müssten die Teichwirte mit ihrem Produkt Karpfen auch langfristig kostendeckende Preise erzielen, um die Karpfenteiche als landschaftsbelebende und unverzichtbare Elemente aufrechterhalten zu können. Teiche seien nämlich nicht nur Produktionsstätten für Fische, sondern erfüllten auch zahlreiche weitere wichtige Aufgaben. So wirkten sie ausgleichend auf den Wasserkreislauf, prägten und bereicherten das Landschaftsbild und minderten die Phosphat- und Nitratfracht der Fließgewässer.

Aber auch auf Probleme, vor denen die oberfränkischen Karpfenproduzenten stünden, machte Koschyk aufmerksam. So bereite der Preisdruck aus den östlichen Nachbarländern vielen Teichwirten Kopfzerbrechen. Hier könne er nur den Rat geben, die Selbstvermarktung zu stärken und mit dem Produkt direkt an den Endverbraucher heranzugehen. Oberfranken sei dabei mit zahlreichen Marketingmaßnahmen für den Karpfen und andere heimische Süßwasserfische auf dem richtigen Weg. Ein weiteres Problem stellten die fischereischädlichen Vögel, allen voran der Kormoran, dar. Die Verlängerung und die Ausweitung der Kormoranverordnung nannte er dabei einen Schritt in die richtige Richtung. Nachbesserungsbedarf gebe es allerdings noch bei den unterschiedlichen Abschusszeiten in Mittel- und Oberfranken.

Bevor der Vorsitzende Hartmut Koschyk zusammen mit den Teichwirten Nico Metzner und Felix Beck ins Wasser stieg und beim Abfischen mithalf, eröffnete er zusammen mit dem Stegauracher Bürgermeister Siegfried Stengel den Wanderweg „Tour am Wasser“. Zehn Hinweistafeln entlang des Flüsschens Aurach und mehrerer Fischteiche im Aurachtal machen dort künftig auf das ökologisch sensible Gebiet aufmerksam und beschreiben die beinahe 1000-jährige Geschichte dieser historisch weit über die Region hinaus bedeutsamen Kulturlandschaft. An mehreren Biergärten und Brauereien gelegen bietet der neue Weg auch zahlreiche Einkehrmöglichkeiten und soll deshalb künftig auch in das oberfränkische Radwegenetz eingebunden werden.

Was man aus Karpfen alles machen kann, zeigten mehrere Gastwirte und Küchenchefs am Rande der Fischweiher im Aurachtal und im benachbarten Gasthof Windfelder: Von traditionellen Karpfen-Köstlichkeiten gebacken oder blau über eine Karpfensuppe, geräuchertem Karpfen mit Meerrettich bis hin zum Karpfenfilet mit Kartoffelschuppen und Trüffeln zog die Gastronomie alle Register ihres Könnens.

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 12000 Tonnen Speisekarpfen produziert. Der bayerische Anteil lag dabei bei etwa fünfeinhalb Tonnen, also bei knapp der Hälfte der gesamten deutschen Erzeugung. Der oberfränkische Anteil liegt nach den Worten Koschyks bei rund 20 Prozent der bayerischen Erzeugung, also bei rund 1200 Tonnen.

Stegaurachs Bürgermeister Siegfried Stengel, Teichgenossenschaftsvorsitzender Hartmut Koschyk und Teichwirt Nico Metzner (von links) eröffneten im Landkreis Bamberg die oberfränkische Karpfensaison 2005 und präsentierten die soeben abgefischten Karpfen.

Text: shf
Fotos: Fuchs