Mitgliederversammlung 2009

09.02.2009


Die oberfränkischen Teichwirte leiden unter einer zunehmenden Zahl an Kormoranen. Der Vogel gefährde nicht nur die Existenz der Teichwirte, sondern auch vieler heimischer Fischarten, waren sich sämtliche Redner bei der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken am Samstag in Himmelkron einig. Albert Deß, Präsident der bayerischen Berufsfischer (VBB) und Europaabgeordneter, sprach sich deshalb für eine europaweite Lösung aus.

Der Kormoran ist vielen Teichwirten seit Jahren ein Ärgernis. Jedes der charakteristischen Exemplare frisst pro Tag rund 500 Gramm Fisch. Erste Einzelabschussgenehmigungen würden derzeit bereits umgesetzt, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft, Dr. Peter Thoma aus Wunsiedel, doch werden viele Abschussanträge von den Naturschutzbehörden mit teils abenteuerlichen Begründungen abgelehnt. Von vernünftigem Naturschutz könne dabei keine Rede sein, sagte Thoma.
Fast eine Million Brutpaare
Peter Jensen vom Bezirksfischereiverband plädiert deshalb für einen Konsens zwischen Fischerei und Naturschutz und wies darauf hin, dass in Oberfranken vor allem die Äsche durch den Kormoran stark bedroht sei. VBB-Präsident Deß verwies auf fast eine Millionen Kormoran-Brutpaare in Europa, und das, obwohl der Vogel in zurückliegenden Jahrhunderten als reiner Küstenvogel galt und auf dem Festland gar nicht ansässig gewesen sei. Er forderte deshalb einen europaweiten Managementplan, damit sich die Vögel nicht ungezäumt immer weiter vermehren könnten. Allerdings sei der Kormoran nicht der einzige „Feind“ der Teichwirte, so der Vorsitzende Thoma, auch Reiher und Biber gehörten dazu. Nicht unumstritten sind in diesem Zusammenhang auch Bemühungen, den wieder einwandernden Fischotter zu schützen. Die Biologin Dr. Katrin Ruff von der Ökologischen Bildungsstätte in Mitwitz stellte bei der Jahresversammlung das Projekt „Otterfranken“ vor, das bei vielen Teichwirten nicht unbedingt auf Gegenliebe stieß. Allerdings konnte die Referentin auch manchem Teichwirt die Angst nehmen. Derzeit komme der bedrohte Allesfresser nur in einigen Lagen des Frankenwaldes sowie im Gebiet von Eger und Röslau vor. Unter anderem aufgrund der relativ großen Reviere gebe es oberfrankenweit nur rund ein Dutzend Fischotter.
Gleichwohl räumte die Biologin ein, dass der Otter schon vor der Tür stehe, über Tschechien wieder einwandere und durchaus auch Appetit auf Fisch habe. Ziel des Projekts „Otterfranken“ sei es allerdings, nur die Lebensgrundlagen für die noch vor 50 Jahren heimische Säugetierart zu verbessern, davon profitiere letztlich auch die gesamte heimische Fischfauna. „Wir setzen keine Otter aus“, sagte Ruff. Otterschutz bedeute genauso gut auch Fischarten- und Gewässerschutz. Geplagten Teichwirten stellte sie einen speziellen Zauntyp vor, der leicht zu installieren sei und dessen Anschaffung sowohl mit Mitteln des Landwirtschaftsministeriums, als auch der Umweltministeriums mit bis zu 70 Prozent bezuschusst werde.




Text: Stephan Herbert Fuchs